KLEINES PSYCHIATRISCHES LEXIKON

A – Z der Psychiatrie und Psychologie

A

Abhängigkeit (Sucht): Wird auch als Abhängigkeitserkrankung bezeichnet. Es ist das unbeherrschbare Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Tätigkeiten. Dazu gehören unter anderem die Alkoholkrankheit, Nikotinabhängigkeit, Cannabis-Abhängigkeit, Abhängigkeit von harten Drogen und Spielsucht. Aber auch Essstörungen, wie die Magersucht (Anorexia nervosa), die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder Esssucht (meist als Fresssucht bezeichnet) gehören zu den suchtartigen Störungen.

Abusus: Ist der Missbrauch von Drogen, Medikamenten oder Genussmitteln.

Affekt: Ein Affekt ist eine besondere Art der Gemütsregung, die in der Regel von körperlichen Reaktionen begleitet wird, z.B. Erröten, starkes Schwitzen, Zittern, erhöhte Muskelanspannung. Der affektauslösende Reiz kann dabei eine Wahrnehmung oder ein gedanklicher Prozess sein. Ist der mimische und körpersprachliche Ausdruck nur schwach erkennbar, so wird dies in der Psychiatrie „verminderte affektive Resonanz“ bezeichnet. Besteht ein Widerspruch zwischen dem Ausdruck auf einen Reiz und dem eigentlichen, dahinter liegenden Gefühl, so spricht der Psychiater von einem „inadäquaten Affekt“. Daher ist der Affekt abzugrenzen von dem Gefühl und der Emotion.

Amnesie: Bezeichnet einen Gedächtnisverlust, der sich, je nach dem welche Gehirnareale betroffen sind, unterschiedlich äußern kann. Gründe für eine entstehende Amnesie können sein: Verletzungen des Schädels mit Beteiligung des Gehirns (Schädel-Hirn-Trauma), Vergiftungen durch Drogen oder Medikamente, traumatische Ereignisse in der Vergangenheit.

Angst: Es handelt sich um einen Gemütszustand, der dem Organismus eine Bedrohung signalisieren soll. Dabei wird des vegetative Sympathikus-System aktiviert und der Betroffene auf Flucht oder Kampf vorbereitet. Die begründete Angst wird von der unbegründeten Angst abgegrenzt.

Anorexia nervosa: Bezeichnet den Zustand der Magersucht.

Antidepressiva: Psychopharmaka mit einer stimmungsaufhellenden und angstlösenden Wirkung.

Aphasie: Bezeichnet eine Sprachstörung, die in der Regel auf eine Schädigung der linken Gehirnhälfte zurück zu führen ist. Ursache der Schädigung sind in der Regel Schlaganfall, Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata oder Tumorerkrankungen, mit Läsion der entsprechenden Hirnareale.

Apraxie: Es handelt sich um eine Störung der Ausführung von bewussten, zielgerichteten Bewegungen, wobei die motorische Funktion intakt ist (es liegt keine Lähmung vor).

B

Bagatellisierung: Es handelt sich um einen verharmlosenden Umgang mit der eigenen Erkrankung. Die Krankheit wird anderen gegenüber und gegenüber sich selbst herunter gespielt. Oft ist dieser Zustand bei Patienten mit Suchterkrankungen zu beobachten. Die Bagatellisierung wird in der Psychiatrie auch als Dissimulation bezeichnet.

Bulimie: Bezeichnet die Ess-Brech-Sucht.

Burn-out-Syndrom: Ist ein Zustand der totalen Erschöpfung, der mit dem Gefühl der Überforderung einhergeht. Man fühlt sich leer und „ausgebrannt“.

D

Demenz: Bezeichnet eine neurologische Erkrankung, bei der es zu einem fortschreitenden Verlust der mentalen Fähigkeit kommt. Diese Erkrankung ist die Hauptursache für Pflegebedürftigkeit im hohen Alter. Die häufigste Ursache für Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung. Dabei kommt es allmählich zur Atrophie (Abbau) der Großhirn-Rinde. Weitere Ursachen für Demenz sind langsam fortschreitende arteriosklerotische Ablagerungen in den Gefäßen, mit verminderter Gehirndurchblutung.

Depression: Wird auch als depressive Verstimmung oder Depressivität bezeichnet. Gedrückte Stimmung die mit Antriebslosigkeit und Traurigkeit einhergeht. Der Erkrankte erlebt die Welt „grau“, er fühlt Niedergeschlagenheit und Bedrücktheit. Oft kommt es zum sozialen Rückzug, was die Symptome häufig verstärkt und einen „Teufelskreis“ bildet. Die manisch-depressive Erkrankung (bipolare Störung), äußert sich durch den Wechsel von Hochgestimmheit (Manie) und Depression.

Dissoziation: Es beschreibt das Abspalten des Selbst von Teilen des Erlebens und der Erinnerung. Meist geschieht es bei sehr belastenden und quälenden Situtionen, wobei sich der Betroffene in einen inneren Ort rettet und das Geschehen mit „Distanz“ betrachtet. Der Zustand wird auch als dissoziativer Zustand bezeichnet.

Dysmorphophobie: Es handelt sich um eine gestörte und unzutreffende Wahrnehmung des eigenen Körpers. Dieser Zustand kann selbstzerstörerische Züge annehmen, wenn junge Frauen sich wiederholt operieren lassen oder Männer versuchen durch Anabolika-Konsum mehr Muskelmasse aufzubauen.

Dysphorie: Ist das Gegenteil von der Euphorie. Der Betroffene ist missmutig und strahlt die schlechte Laune nach aussen ab. Wird auch als dysphorische Verstimmung bezeichnet.

E

Echolalie: Diese Störung kommt von dem Wort Echo. Der Betroffene wiederholt zwanghaft das Gehörte. Bei Säuglingen ist eine Echolalie kein krankhafter Zustand, sondern dient dem Erlernen der Muttersprache. Wiederholt der Betroffene seine eigenen Worte, dann wird diese Zwangsstörung als Palilalie bezeichnet.

Echokinese: Wird auch als Echopraxie bezeichnet. Dabei ahmt der Betroffene zwanghaft Bewegungen nach. Demente Patienten zeigen gelegentlich echokinetische Verhaltensmuste.

Empathie: Dieser Begriff bezeichnet das Einfühlungsvermögen und somit die Fähigkeit, die Gefühle einer anderen Person nachzuempfinden.

F

Fixierung: Bezeichnet die Anhaftung an unterschiedlichen Denk- und Verhaltensmustern, wodurch eine Weiterentwicklung der Persönlichkeit stark gehemmt wird.

Flashbacks: Unwillkürlich hochkommende Erinnerungen, die durch einen bestimmten Reiz (Trigger) wieder von neuem durchlebt werden. Ein Trigger kann dabei jede Art der Wahrnehmung sein.

G

Gedächtnisstörung: Beschreibt die Kombination aus verminderter Merkfähigkeit und einem eingeschränkten Erinnerungsvermögen.

H

Halluzination: Ist die Wahrnehmung nicht real exisitierender Reize. Dem Betroffenen ist nicht klar, dass die wahrgenommen Reize nicht existieren. Bei der so genannten Pseudohalluzination hingegen ist dem Patienten bewusst, dass es sich um keine reale Wahrnehmung handelt.

Histrionische Persönlichkeitsstörung: Dieses Krankheitsbild wurde früher als Hysterie bezeichnet. Es beschreibt ein theatralisches und extravertiertes Verhalten. Menschen mit einer solchen Persönlichkeitsstörung suchen in der Regel nach Aufmerksamkeit und handeln manipulativ.

Hypermnesie: Bezeichnet ein allgemein gesteigertes Erinnerungsvermögen.

Hypomnesie: Beschreibt ein allgemein vermindertes Erinnerungsvermögen.

Hyperventilationssyndrom: Die Hyperventilation kann durch z.B. Angst, Stress oder Aggression ausgelöst werden, wobei die Atemtätigkeit steigt und vermehrt Kohlenstoffdioxid abgeatmet wird. Die Folge der verstärkten CO2-Abatmung ist ein Absinken des Kohlensäure-Gehalts im Blut, wodurch der Blut-PH-Wert ansteigt (wird basischer/alkalischer). Als Folge kommt es zu Missempfindungen und Muskelkrämpfen, was die Angst weiter erhöht und die Hyperventilation zusätzlich verstärkt. Dieser Teufelskreis kann unterbrochen werden, indem der Betroffene in eine Plastiktüte rückatmet (CO2 wird zurück geatmet) und beruhigt wird.

K

Konfabulation: Man versteht darunter das Erzählen von frei erfundenen Informationen, die objektiv unwahr und realitätsfern sind, jedoch von dem Betroffenen, während des Erzählens für wahr gehalten werden. In den meisten Fällen liegt eine neuronale Erkrankung vor, wie z.B. Demenz oder eine alkohol-bedingte Gehirn-Schädigung.

Koprolalie: Bezeichnet den zwanghaften, immer wieder auftretenden Gebrauch von vulgären Begriffen. Diese Verhaltensstörung wird auch häufig bei Patienten mit Tourette-Syndrom beobachtet.

L

Lichttherapie: Dabei schaut der Betroffene morgens nach dem Aufstehen in eine Lampe, die eine hohe Lichtintensität und ein spezielles Wellenspektrum aufweist. Diese Therapie ist Besonders zur Behandlung einer Winterdepression geeignet.

Lithium: Medikament zur Vorbeugung manisch – depressiver Zustände.

Logorrhö: Darunter versteht man den gesteigerten, zwanghaften Drang sich verbal mitzuteilen. Wird auch als Redesucht bezeichnet.

M

Manie: Beschreibt einen euphorischen, extrem hochgestimmten Gemütszustand. Bei manisch-depressiven Erkrankung (bipolare Störung) wechseln sich Manie und Depression ab.

Masochismus: Bezeichnet eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der ein Mensch positive Gefühle empfindet, wenn ihm Schmerzen zugefügt werden oder er gedemütigt wird.

Melancholie: Beschreibt einen von Schwermut und Nachdenklichkeit geprägten Gemütszustand. Die betroffene Person wird als Melancholiker bezeichnet.

N

Nervosität: Ein quälendes Gefühl der inneren Getriebenheit (Nervosität) oft verbunden mit einer erhöhten Reaktion auf Reize aus der Umwelt und Reize des Körpers (Reizbarkeit). Unkonzentriertheit, Vergesslichkeit und Denkblockaden können zusätzlich hinzukommen.

Neurofeedback (EEG-Therapie): Durch Rückmeldung der eigenen Hirnströme, kann der Patient lernen seine Selbstregulation und Selbstkontrolle zu verbessern. Generell ist eine Begleitung mit natürlichen Substanzen und einer Anpassung der Ernährung sehr vorteilhaft, und verbessert in den meisten Fällen den Therapieerfolg signifikant.

Neuroleptika: Psychopharmaka mit einer antipsychotischen und ruhigstellenden (sedierende) Wirkung.

Neurosen: Psychische Störung, die durch seelische Konflikte in der Vergangenheit ausgelöst wurden. In diesem Zusammenhang wird auch häufig von einem seelischen Trauma gesprochen. Die Betroffenen leiden unter Ängsten und Depressionen, erkennen aber, dass die Realität anders aussieht (fachlich ausgedrückt: der Bezug zur Realität ist nicht verloren).

P

Palilalie: Bezeichnet eine Art der Zwangsstörung, bei der der Betroffene zwanghaft seine eigenen Worte wiederholt.

Paranoia: Ein Zustand, bei dem der Wahn im Vordergrund steht. Beim Wahn hat der Patient eine starre Überzeugung, die logisch unstimmig ist und trotz gegenteiliger Belege aufrecht erhalten wird. Die Betroffenen sind besonders misstrauisch.

Persönlichkeit: Wird auch als Charakter oder Temperament bezeichnet. Es ist der Kern dessen, was den Menschen als solches Ausmacht. Zentrum der Persönlichkeit liegt in dem vorderen, stirnnahen Bereich des Großhirns (Frontaler Cortex).

Phobie: Beschreibt eine übertriebene, unbegründete Angst vor unterschiedlichen Situationen z.B. Angst vor sozialen Interaktionen (soziale Phobie), Platzangst bzw. Raumangst (Klaustrophobie), Flugangst oder Höhenangst.

Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS): Eine psychische Anpassungsreaktion als Folge extrem wahrgenommener Erlebnisse. Meistens handelt es sich um Ereignisse mit körperlicher Gewalt oder existenzieller Bedrohung. Die Symptome beginnen in der Regel verzögert nach Tagen, Wochen oder Monaten.

Psychosen: Im Unterschied zur Neurose, erleben die Erkrankten ihre Umwelt, jedoch nicht sich selbst als verändert. Jede Psychose geht dabei mit Wahnvorstellungen (Wahn: Der Patient hat eine starre Überzeugung, die logisch unstimmig ist und trotz gegenteiliger Belege aufrecht erhalten wird) oder Halluzinationen (Wahrnehmung nicht realer Reize) einher.

Psychopharmaka: Medikamente, die die neuronalen Abläufe im Gehirn beeinflussen und dadurch eine Veränderung der psychischen Verfassung bewirken.

Psychotherapie: Basis der Psychotherapie ist das personenzentrierte Gespräch. Sie hilft dem Betroffenen effektiv, eine Distanz zum inneren „Problemberg“ zu entwickeln und eine gelassene Haltung einzunehmen.

S

Sadismus: Ist eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der eine Person, Lust und Befriedigung empfindet, wenn diese anderen Menschen Schmerzen zufügt oder demütigt.

Schizophasie: Bezeichnet einen gestörten Sprachgebrauch, wobei die verbale Kommunikation sinnlos und unverständlich erscheint.

Stupor: Beschreibt einen Starrezustand des gesamten Körpers, wobei das Bewusstsein vollständig vorhanden ist. Der Betroffene ist bewegungsunfähig und reagiert nicht auf Ansprechversuche. Innerlich herrscht eine hohe Angespanntheit. Der Stupor kann durch extreme Ereignisse ausgelöst werden.

Suizid: Der Suizid bezeichnet den Selbstmord. Menschen mit Todes Gedanken verspüren einen sehr grossen inneren Leidensdruck und sehen die Selbsttötung als den letzten Ausweg. Die Situation scheint für die Betroffenen ausweglos und hoffnungslos. Ein Psychiater kann die Situation des Leidenden verstehen und nachvollziehen, und dabei helfen, die ursprüngliche Lebensfreude wieder zurück zu gewinnen.

T

Tranqulizer: Psychisch aktive Medikamente mit einer schlaffördernden und muskelentspannenden Wirkung.

Trauma: Bezeichnet in der Psychologie eine seelische Verletzung.

V

Vigilanz: Ist die Fähigkeit einer Person, dauerhaft wach und aufmerksam zu bleiben.

Z

Zwangsstörungen (Zwangsneurosen): Bezeichnen immer wiederkehrende Gedanken und Handlungen, die nicht willentlich kontrolliert werden können und eine Beeinträchtigung des Alltags darstellen.